Der Zusammenhang zwischen einer Chlamydieninfektion und Unfruchtbarkeit ist lange bekannt. Längst nicht jeder Mensch, der sich mit Chlamydien infiziert, wird aber unfruchtbar.
Dennoch stellen diese Bakterien eine Gefahr für den Kinderwunsch dar, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt werden.
Der folgende Artikel soll die häufigsten Fragen zu diesem Thema beantworten.
Ab wann wird man unfruchtbar nach einer Chlamydieninfektion?
Der exakte Zeitraum bis zur Ausbildung einer Unfruchtbarkeit durch Chlamydien ist nicht bekannt bzw. kann nicht angegeben werden, weil das Voranschreiten der Infektion von Person zu Person unterschiedlich ist. Auswirkungen darauf haben unter anderem Alter, Immunstatus, das Hormonsystem und die generelle körperliche Konstitution des Betroffenen.
Wenn man sich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr angesteckt hat, können erste Chlamydien Symptome (Link zur vollständiger Liste) im Zeitraum von 1 bis 3 Wochen auftreten. Doch die größere Gefahr geht von unbemerkten und asymptomatischen Infektionen aus, die im Verlauf vieler Monate bis Jahre im Körper voranschreiten. Etwa 50 % der Männer und 70 % der Frauen bemerken nach der Erstinfektion keine Beschwerden.
Dennoch sind die Erreger weiter aktiv und besiedeln nach Genitalien und Harnsystem auch die inneren Fortpflanzungsorgane. Dort richten sie dann oft erst Jahre nach der Infektion unwiderrufliche Schäden an. Trotzdem muss das im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass jede Chlamydiose, die für lange Zeit unbemerkt blieb, zur Unfruchtbarkeit führt. Viele Betroffene können nach erfolgreicher Chlamydien Behandlung ein normales Leben ohne Spätfolgen führen.
Da zum Zeitpunkt der Entdeckung oft nicht mehr rekonstruiert werden kann, welcher Geschlechtsverkehr für die Übertragung verantwortlich ist und durch die mitunter sehr langen Verlaufszeiträume gibt es keine verlässlichen Statistiken, wie lange die Chlamydien Infektion benötigt, um Unfruchtbarkeit auszulösen.
Warum machen Chlamydien unfruchtbar?
Frauen
Bei einer fortgeschrittenen Chlamydien Infektion kann es bei der Frau zum Befall der Eileiter kommen. Flüssigkeitsansammlungen an dieser Stelle können den Transport von Eizellen blockieren – man spricht landläufig von „verklebten Eileitern“, der Fachmann nennt dies „Hydrosalpinx“. Dies kann, muss aber nicht, mit Schmerzen im Unterleib einhergehen. Auch die Bildung von Narbengewebe rund um die Öffnungen der Eileiter kann das Aufnehmen von Eizellen aus den Eierstöcken oder ihre Abgabe in die Gebärmutter erschweren.
Da diese Konstellation nicht zwingend die Beweglichkeit von Spermien unterbindet, kann es auch zu Eileiterschwangerschaften (extrauterine Schwangerschaft) kommen, wenn die befruchtete Zygote sich im Ovidukt einnistet. Dies ist eine potentiell lebensbedrohliche Komplikation und kann ebenfalls zur Verringerung oder sogar vollständigen Ausbleiben zukünftiger Fruchtbarkeit der Frau führen.
Männer
Bei Männern führt das Aufsteigen der Erreger im Verlauf einer Infektion zur Besiedlung der Samenleiter und unter Umständen sogar der Nebenhoden. Nach einem ähnlichen Mechanismus wie bei Frauen erfolgt hier ein Verkleben bzw. Blockieren der engen Kanäle. Durch die entzündlichen Prozesse wird darüber hinaus die Reifung der Samenzellen negativ beeinflusst, sodass betroffene Männer in Studien eine insgesamt niedrigere Spermienzellzahl und geringere Spermienmobilität aufwiesen.
Wie viele Frauen werden durch Chlamydien unfruchtbar?
Es wird geschätzt, dass 10-40 % der Frauen, die sich mit Chlamydien infizieren, eine chronische Unterleibsentzündung entwickeln. Daraus können sich in Folge Unfruchtbarkeit und Hochrisikoschwangerschaften ergeben, allerdings sind die genauen Zahlen dazu unbekannt. Dies beruht auf den langen Zeiträumen, in denen Chlamydiosen unentdeckt im Körper schlummern können. Weiterhin schätzen Fruchtbarkeitsexperten, dass die größte Zahl der Fälle ungewollter Kinderlosigkeit auf Chlamydien rückführbar sei.
Bei Antikörperuntersuchungen ergab sich, dass 62 % der getesteten Frauen mit Antikörpern gegen Chlamydien (also ein Zeichen, dass eine Infektion erfolgte) verklebte oder völlig blockierte Eileiter aufwiesen. Bei 90 % der Frauen ohne Chlamydienantikörper wiederum traten diese Symptome nicht auf. Man kann also davon ausgehen, dass Chlamydieninfektionen eine große Gefahr für die Fruchtbarkeit darstellen und der Anteil der infizierten Frauen unter der Zahl derer, die Fertilitätsprobleme aufwiesen, enorm ist. 1Chlamydia information by IVF1.com 2How does chlamydia affect fertility? ivi-fertility.com 3Sexually Transmitted Diseases and Infertility Ms. Danielle G. TSEVAT PubMed
Sollte ein Hydrosalpinx, also die Entzündung der Eierstöcke, bereits aufgetreten sein, gelten folgende Werte:
- Schwangerschaftsrate bei Frauen ohne Blockade der Eierstöcke: 31,2 %, mit Hydrosalpinx: 19,7 %
- Implantationsrate befruchteter Eizellen in den Uterus: 13,7 % bei gesunden Frauen; 8,5 % bei betroffenen Frauen
- Erfolgreiche Schwangerschaft bei gesunden Frauen: 23,4 %, mit Hydrosalpinx 13,4 %
- verfrühter Schwangerschaftsabbruch bei Hydrosalpinx 31,3 % vs. 43,65 % ohne
Insgesamt scheint die Gefahr der Unfruchtbarkeit für Frauen wesentlich größer zu sein als die der Männer – erstens infizieren sie sich häufiger, zweitens werden die Symptome häufiger übersehen und drittens greift die Infektion bei ihnen aggressiver auf die inneren Fortpflanzungsorgane über. Aus diesem Grund kann nur dazu geraten werden, bei potentiell gefährlichen Sexualkontakten einen Test durchzuführen.
Kann die Unfruchtbarkeit durch Chlamydien wieder geheilt werden?
Die vollständige Unfruchtbarkeit durch Chlamydien gilt insgesamt als unumkehrbar. Dennoch können durch Behandlung mit Antibiotika viele Symptome gebessert werden: Flüssigkeitansammlungen in den Eileitern und Samenleitern lassen sich mit der Zeit reduzieren, Entzündungsreaktionen klingen ab. Dennoch kann vor allem vernarbtes Gewebe nicht wiederhergestellt werden.
Wie weit der Schaden durch Chlamydien fortgeschritten ist, lässt sich allerdings nicht immer sagen, sodass auch eine lange unentdeckte Infektion nicht zwangsweise zur Sterilität führen muss.
Weiterhin kann bei einseitigem Hydrosalpinx dieser operativ entfernt oder verschlossen werden – dies wirkt sich positiv auf die Chance aus, auf natürlichem Wege über das verbliebene Ovidukt schwanger zu werden. Sollten die Eileiter auf beiden Seiten betroffen sein, gibt es immer noch moderne Methoden der künstlichen Befruchtung, um einen Kinderwunsch trotz Chlamydien zu erfüllen.
Hilft künstliche Befruchtung bei durch Chlamydien verursachter Unfruchtbarkeit?
Frauen
Die Produktion von Ei- oder Samenzellen ist meist nicht direkt betroffen. Auch wenn das Einwandern der Zellen aus den Eierstöcken in die Gebärmutter durch verklebte oder von Narbengewebe blockierte Eileiter nicht mehr gewährleistet ist, können bei Fruchtbarkeitsbehandlungen Proben direkt aus den Eierstöcken entnommen werden.
Männer
Analog sieht es bei betroffenen Männern aus. Hier können Spermien aus den Hoden gewonnen und im Labor zur Reifung gebracht werden. Auch bei geringer Spermienqualität oder reduzierter Zahl der Samenzellen ist es möglich im Rahmen einer in-vitro-Fertilisation Kandidatenzellen auszuwählen, die eine erfolgreiche Befruchtung versprechen.
Zwar gibt es schwerwiegende Chlamydienspätfolgen, die mit Entzündungen auch dieser Organe einhergehen und den Prozess erschweren, dennoch sieht die Perspektive eher günstig aus.
Zwingende Voraussetzung für eine solche Prozedur ist natürlich die Ausbehandlung der Chlamydiose. D.h. es muss durch Antibiotikagabe und Nachkontrolle sichergestellt werden, dass keine Chlamydien mehr vorhanden sind, da diese die Schwangerschaft sonst gefährden oder unter der Geburt auf das Kind übertragen werden können.
Bei mir wurden Chlamydien gefunden (und behandelt) – bin ich jetzt unfruchtbar?
Die Wahrscheinlichkeit der Unfruchtbarkeit nach einer erfolgreichen Chlamydienbehandlung hängt hauptsächlich davon ab, wie weit die Infektion fortschreiten konnte. Das Fortschreiten der Infektion hängt wiederum davon ab, wie weit die Infektion zurückliegt und wie stark oder schwach das Immunsystem des Infizierten zu dieser Zeit war.
Frauen
Es lässt sich aber nur schwer sagen wie schnell man durch eine Chlamydieninfektion unfruchtbar wird, weil dazu die genauen Statistiken fehlen. Allerdings schätzt man, dass 10-40 % der Frauen mit Chlamydien eine chronische Unterleibsentzündung entwickeln, woraus sich eine Unfruchtbarkeit oder Hochrisikoschwangerschaften ergeben können.
Das Auftreten der ersten Symptome deutet dabei nicht unbedingt darauf hin, dass schon die inneren Fortpflanzungsorgane betroffen sind.
Bei Ultraschalluntersuchungen sind die Veränderungen an den Eileitern in der Regel deutlich sichtbar. Im Falle eines Hydrosalpinx, also einer Verklebung bzw. Entzündung der Eileiter, erscheinen diese stark vergrößert und schlauchartig „aufgeblasen“. Nach dem Ende einer Infektion können sich diese Symptome zurückbilden, allerdings ist es auch möglich, dass sie bestehen bleiben. Insbesondere die Vernarbung um die Eileiter kann nicht rückgängig gemacht werden.
Männer
Für Männer gelten ähnliche Fakten: Hier sind die Samenleiter betroffen. Auch in diesem Fall können Ultraschalluntersuchungen belegen, inwiefern dauerhafte Schäden entstanden sind. Aussagen über eine mögliche Beeinflussung der Samenqualität lassen sich mit Hilfe von Spermaproben gewinnen.
Wann sollte man sich auf Chlamydien testen?
Bei Verdacht oder chlamydientypischen Symptomen ist die Untersuchung bereits 1-4 Tage nach Infektion möglich, allerdings können Tests in diesem Zeitraum falsch positiv sein. Ab ca. fünf Tagen sind Laboruntersuchungen zuverlässig, spätestens zwei Wochen nach dem in Frage kommenden Verkehr ist eine Infektion so fortgeschritten, dass sie nachgewiesen werden kann.
Man sollte bedenken, dass bis zu 70 % aller Fälle von Chlamydien keine Symptome ausbilden. Zur Sicherheit für sich und alle zukünftigen Geschlechtspartner ist ein Test angeraten.
Risikogruppen für Chlamydien sind Menschen mit wechselnden Partnern bzw. solche, die keine feste Beziehung haben. Verhütungsmittel wie Kondome oder Pessare stellen keinen hundertprozentigen Schutz dar. Besonders gefährdet sind auch Männer, die Sex mit anderen Männern haben.
Wie und wo kann ich mich auf Chlamydien testen lassen?
Für Menschen, die eine anonyme Methode für einen Test suchen, können wir einen Test empfehlen, dessen gesamte Entwicklung simpel und diskret ist: das STI- Heimtest-Kit von DoktorABC. Er kann online bestellt und zu Hause durchgeführt werden. Nach dem Einschicken der Probe wird diese vertraulich behandelt und umgehend im Labor analysiert. Die Ergebnisse sind ohne Nennung persönlicher Daten online ablesbar.
Der Hersteller des Testkits gibt in der Gebrauchsanweisung das Inkubationszeitfenster an, welches für zuverlässige Ergebnisse einzuhalten ist. Bei Chlamydien handelt es sich 1-3 Wochen nach dem infizierenden Geschlechtsverkehr.
Sollten bei dieser Untersuchung Erreger gefunden werden, können Rezepte für Antibiotika von der angegliederten Onlinepraxis ausgestellt werden. Dort arbeitet man mit Apotheken und Ärzten zusammen und verwendet ein in Deutschland legales und erprobtes Verfahren.
Selbstverständlich kann auch der Facharzt auf Chlamydien testen: Zu diesem Zweck werden Urinproben und Abstriche abgenommen und im Labor untersucht. Zuständig sind für Männer Urologen, bei Frauen selbstverständlich Frauenärzte (Gynäkologen).
Dermatologe als Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten sind traditionell auch auf die Diagnose von Chlamydien spezialisiert. Diese Ärzte informieren ihre Patienten auch für die in Frage kommenden Mindestzeiträume nach dem potentiell infizierenden Geschlechtsverkehr, die für zuverlässige Erregernachweise eingehalten werden müssen.
Weitere Infos zu Chlamydien Schnell- und Selbsttests finden Sie hier: Chlamydien Test: Kosten, Dauer, Selbsttest oder Arzt? Urintest oder Abstrich?
Wie und wo kann ich mich auf Unfruchtbarkeit testen lassen?
Für derartige Untersuchungen sind allgemein Reproduktionsmediziner zuständig, die aus verschiedenen Fachrichtungen stammen können. Üblich sind Gynäkologie (für Frauen) und Urologie (bei Männern), allerdings sind unter ihnen auch Endokrinologen und Laboratoriumsspezialisten vertreten.
Nach einer Abklärung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der Vorgeschichte (Infektionen, früheres Sexualleben, Dauer des Kinderwunsches, familiäre Vorbelastung) werden auch Untersuchungen auf Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien durchgeführt. Das Vorhandensein entsprechender Antikörper ist oft schon ein Hinweis auf die Ursache der Unfruchtbarkeit.
Routinemäßig wird auch die Spermaqualität (Samenzellzahl und -mobilität) erfasst. Bei Frauen kontrolliert der Arzt via Ultraschall die Gesundheit der inneren Geschlechtsorgane (Uterus, Eileiter, Eierstöcke). Dies erfolgt über eine spezielle Sonde, welche vaginal eingeführt wird und die Organe quasi „von innen durchleuchtet“. Bei der Hysterosalpingo-Kontrastsonografie wird ein Kontrastmittel gespritzt, bei der selteneren Hysterosalpingografie bringt man das Kontrastmittel dagegen vaginal ein.
Darüber hinaus zählt auch eine Untersuchung der Hormone Östradiol, Prolaktin und LH, FSH und Progesteron sowie der Androgene (v.a Testosterin) und der Schilddrüsenhormone zum üblichen Vorgehen.
Sollten bei diesen Untersuchungen Hinweise auf eine durch Chlamydien verursachte Unfruchtbarkeit gefunden werden, so kann der Kinderwunsch unter Umständen dennoch mittels in-vitro-Fertilisation erfolgen. Voraussetzung dafür ist die Behandlung der Erreger mittels Antibiotika und anschließend ein negativer Chlamydientest.
Referenzen